Der Einfluss unserer Nahrung auf das Immunsystem
Bei der Kontrolle und Behandlung von immunologischen Erkrankungen spielt die Ernährung, als unterstützende Maßnahme, eine zunehmende Rolle. Eine Vielzahl an Nährstoffen, wie zum Beispiel Vitamin A, D und E, Zink, Eisen, Selen, Ballaststoffe (nicht-verdauliche Lebensmittelbestandteile, die z. B. in Bohnen, Linsen, Vollkornprodukten und Gemüse enthalten sind), mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z. B. Omega-3-Fettsäuren) und sekundäre Pflanzenstoffe, können die Prävention und Therapie von allergischen Erkrankungen unterstützen.

Aus dem Grund wird eine vielfältige Ernährung mit frischen, möglichst unverarbeiteten, pflanzlichen und fermentierten (vergorenen) Lebensmitteln empfohlen. Diese sollte ergänzt werden durch eine moderate Menge an Nüssen, Omega-3-reichen Lebensmitteln (z. B. fettreicher Seefisch) und tierischen Produkten, wie fermentierte Milchprodukte, Eiern und magerem Fleisch. Die heutige Ernährung (auch als westliche Ernährung bezeichnet) ist oftmals geprägt durch einen hohen Anteil an Fleisch- und Wurstwaren, raffiniertem Zucker, Salz, fettreichen sowie hochverarbeiteten Nahrungsmitteln mit künstlichen Zusatzstoffen (z. B. Süßwaren, Chips, Fertiggerichte, Softdrinks). Ein übermäßiger Konsum dieser Lebensmittel kann einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Es ist bekannt, dass diese Ernährungsform vermehrt mit entzündlichen Erkrankungen, Allergien, einer gestörten Darmbarriere und einem gestörten Darmmikrobiom in Verbindung gebracht wird.
Das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Darmgesundheit und Immunsystem

Unsere Ernährung hat einen direkten Einfluss auf unsere Darmgesundheit und damit mittelbar auf unser Immunsystem. Da sich rund 70-80 % unserer Immunzellen im Darm befinden, steht die Gesundheit des Darms im direkten Zusammenhang mit dem lokalen Immunsystem. Ein gesunder Darm zeichnet sich unter anderem durch ein vielfältiges sogenanntes Darmmikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm) aus. Im Gegensatz dazu wird eine geringe Diversität des Darmmikrobioms mit allergischen Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen in Verbindung gebracht. Ein erhöhter Konsum von verarbeiteten und fettreichen Lebensmitteln, sowie Fleisch und Lebensmitteln mit künstlichen Zusatzstoffen kann zu einer Verringerung der mikrobiellen Vielfalt im Darm führen. Verschiedene Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile haben sich hingegen als nützlich erwiesen, die Vielfalt des Darmmikrobioms zu unterstützen. Fermentierte Lebensmittel haben einen probiotischen Effekt und wirken sich positiv auf unsere Darmgesundheit aus. Zu den probiotischen Lebensmitteln zählen unter anderem Kefir, Joghurt, Sauerkraut, Käse, Kombucha, Kimchi und Miso. Um ein gesundheitsförderliches Darmmikrobiom zu begünstigen, können Präbiotika (Ballaststoffe) die Diversität unterstützen in dem sie den Darmbakterien als Nahrung dienen. Ballaststoffe gelangen unverdaut in den Dickdarm, wo sie durch die Darmbakterien fermentiert werden. Bei diesen Fermentationsprozessen entstehen kurzkettige Fettsäuren (Postbiotika), welche sich positiv auf das Darmmikrobiom, die Darmbarriere und das Immunsystem auswirken können und potenziell anti-entzündlich wirken. Es gibt Hinweise darauf, dass diese kurzkettigen Fettsäuren in den ersten Lebensjahren eine schützende Wirkung vor allergischen Erkrankungen, insbesondere Neurodermitis (allergische Dermatitis) und Asthma, haben können.
Probiotika und Präbiotika können die Darmgesundheit und das Immunsystem unterstützen
Die Wirkung von pflanzlichen Nahrungsmitteln auf das Immunsystem

Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs, wie Gemüse, Obst und Kräuter, sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Studien haben gezeigt, dass unter anderem Vitamin A, D und E sowie die Spurenelemente Zink, Selen und Eisen einen Einfluss auf die Prävention und Behandlung von allergischen Erkrankungen haben können. Zum Beispiel kann eine ausreichende Versorgung mit den Vitaminen A, D und E die Kontrolle des allergischen Asthmas unterstützen und die Einnahme von Vitamin D und E kann das Symptom- Management der Neurodermitis (allergische Dermatitis) verbessern. Zudem sind in pflanzlichen Nahrungsmitteln auch eine Vielzahl an sogenannten sekundären Pflanzenstoffen enthalten, die entzündungshemmende Wirkung haben.
Bei einer Kreuzallergie auf Nahrungsmittel, die durch eine Pollenallergie ausgelöst wird, kann das schonende Erhitzen von Obst und Gemüse die Verträglichkeit steigern.
Die anti-entzündliche Wirkung der Omega-3-Fettsäuren

Weitere Nährstoffe, die einen Einfluss auf allergische Erkrankungen haben können, sind die langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Dabei handelt es sich um essenzielle Fettsäuren, die vom menschlichen Körper nicht hergestellt werden können, sondern mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Omega-3-Fettsäuren wirken antientzündlich (insbesondere bei Autoimmunprozessen, wie der Allergie), wohingegen Omega-6-Fettsäuren entzündungsfördernd wirken (insbesondere für die Immunabwehr bei Infektionen). Bei der Einnahme von Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren kommt es auf das richtige Verhältnis an. Ein niedriges Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 in der Ernährung ist dabei essenziell für die anti-entzündlichen Effekte. Die aktiven Formen der Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure) sind vor allem in fettreichen Seefischen (z. B. Hering, Lachs, Makrele, Thunfisch und Sardine) und Algen zu finden. Diese aktiven Fettsäuren können in unserem Körper aus der Vorstufe, der Alpha-Linolensäure, gebildet werden. Diese ist unter anderem in Leinsamen und -Öl, Chiasamen, Walnüssen und Wallnussöl enthalten. Die aktive Form der Omega-6-Fettsäuren (Arachidonsäure) ist primär in Fleisch und Eiern zu finden. Sie kann aus der Vorstufe, der Linolsäure, gebildet werden, welche in pflanzlichen Ölen (z. B. Distel-, Maiskeim-, Schwarzkümmel-, Weizenkeim- und Sonnenblumenöl) sowie Samen, Kernen und Nüssen (z. B. Kürbiskerne, Mohn, Paranüsse, Sonnenblumenkerne) enthalten ist.
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind wichtig für ein intaktes Immunsystem.
Es kommt vor allem auf das Verhältnis an!
Der Einfluss einer diversen Lebensmittel-auswahl auf das Immunsystem

Neben der Auswahl bestimmter Lebensmittel ist auch die Diversität der konsumierten Lebensmittel ein wichtiger Faktor. Eine vielfältige und abwechslungsreiche Kost, insbesondere im ersten Lebensjahr, spielt vor allem bei der Prävention von allergischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Eine Studie zeigte, dass eine größere Ernährungsvielfalt im ersten Lebensjahr eine schützende Wirkung gegen Asthma, Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelsensibilisierung haben kann.