Was sind Allergien?
Bei manchen Menschen reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe übermäßig stark, zum Beispiel auf bestimmte Bestandteile in Pollen, von Tieren oder Nahrungsmitteln – sogenannte Allergene. Dort, wo der Körper mit diesen Allergenen in Kontakt kommt – beispielsweise an der Haut, in den oberen Atemwegen, in der Lunge oder im Darm -, reagiert er mit Entzündungen. Diesen Fehler in unserer körpereigenen Immunantwort nennt man Allergie.
Zahlreichen internationalen Studien zufolge werden allergische Reaktionen immer häufiger. Im Laufe ihres Lebens erkranken mehr als 20 % der Kinder an mindestens einer Allergie – bei Erwachsenen sind es sogar 30 %. Die genauen Ursachen für diese Zunahme sind bislang nicht bekannt. Experten vermuten jedoch, dass die hohen Hygienestandards unserer westlichen Zivilisation eine entscheidende Rolle spielen könnten. Sie glauben, dass dem Immunsystem in einer keim- und parasitenfreien Umgebung vielleicht ausreichend externe Reize fehlen, um sich optimal zu entwickeln.
Allergietypen
Allergische Reaktionen unterscheiden sich nicht nur anhand ihrer auslösenden Allergene - beispielsweise Pollenallergie, Tierallergie oder Nahrungsmittelallergie -, sondern auch anhand ihres Typs. Experten sprechen von vier Allergietypen, die verschiedene Auslöser und Mechanismen haben und jeweils andere Beschwerden verursachen.
Typ-I-Reaktionen
Typ-I-Reaktionen sind die häufigsten allergischen Reaktionen. Hierbei verbinden sich körpereigene sogenannte IgE-Antikörper mit Allergenen, die in den Körper eingedrungen sind. Das führt zur Ausschüttung von Botenstoffen wie Histamin, die typische allergische Symptome von Heuschnupfen (allergische Rhinitis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und allergischem Asthma auslösen. Dieser Prozess passiert unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Allergen. Deshalb werden Typ-I-Reaktionen auch als Soforttyp-Reaktionen bezeichnet. Zu den Typ-I-Reaktionen gehören Pollen-, Tierhaar-, Hausstaubmilben- und Insektengift- sowie einige Nahrungsmittelallergien.
Typ-II-Reaktionen
Typ-II-Reaktionen treten auf, wenn durch die Verbindung von Allergenen ein sogenannter Antigen-Antikörper-Komplex auf Zellen oder in Geweben entsteht. Dieser Komplex aktiviert Immunzellen, sogenannte zytotoxische T-Zellen, die ihn angreifen und dabei umliegende Zellen und Gewebe beschädigen. Das geschieht in der Regel innerhalb weniger Minuten. Zu den typischen Typ-II-Reaktionen zählen beispielsweise die Blutgruppenunverträglichkeit und Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen.
Typ-III-Reaktionen
Bei Typ-III-Reaktionen werden Antigen-Antikörper-Komplexe, die im Blut zirkulieren, in Gefäßen oder Geweben abgelagert. Dort führen sie durch die Aktivierung bestimmter Immunzellen zu akuten Entzündungen. Vom Kontakt mit dem Allergen bis zur Entzündung vergehen meist 3-8 Stunden. Ein Beispiel für eine Typ-III-Reaktion ist die sogenannte Lungenaspergillose: eine Infektion der Lunge, die durch Schimmelpilzsporen ausgelöst wird.
Typ-IV-Reaktionen
Typ-IV-Reaktionen werden durch spezielle Immunzellen ausgelöst, sogenannte T-Zellen. Diese Immunzellen werden durch den ersten Kontakt mit einem Allergen sensibilisiert – d.h. sie erkennen das Allergen als fremdartigen Stoff. Erst bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen werden die Zellen aktiviert und beginnen, das Allergen und damit auch das Gewebe zu schädigen oder Botenstoffe auszuschütten, die wiederum gewebeschädigende Vorgänge in Gang setzen.
Da die entsprechenden Symptome erst ein bis zwei Tage nach dem Allergenkontakt auftreten, werden Typ-IV-Reaktionen auch als „Spättyp“-Reaktionen bezeichnet. Zu den Typ-IV-Reaktionen zählen die Kontaktallergie, die beispielsweise durch Nickel oder Konservierungsstoffe ausgelöst werden kann, sowie viele Formen der Medikamentenüberempfindlichkeit.